Presse - 750 Jahre Meissenheim

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Brüder Silbermann und die Orgeln
Drei kurzweilige Vorträge, ergänzt mit Musikstücken, vermittelten in Meißenheim die Entstehung der berühmten Orgeln

MEISSENHEIM (axre). Knapp zwei Stunden geballtes Wissen – oder was hat Friederike Brion mit Albert Schweitzer zu tun? So könnte der ergänzende Untertitel zum abwechslungsreichen Vortrag in der Barockkirche in Meißenheim lauten, der die „Silbermannorgel im Oberrheingebiet“ zum Thema hatte.
Drei Redner teilten sich den Abend, der mit Orgelmusik und Posaunen angereichert war. In Kooperation mit der Gemeinde, der evangelischen Kirchengemeinde und dem örtlichen Heimat- und Kulturverein wurde ein herausragender Programmpunkt von der VHS für das Jubiläumsjahr der Gemeinde geboten. Das Posaunenensemble Ried eröffnete mit einem von Bernhard Förster arrangierten „Trompeten-Tune“. Nach der Begrüßung durch Britta Elsing, Leiterin der VHS-Außenstelle Meißenheim, spielte der Organist Martin Groß die „Suite de Deuxième Ton“ auf der Silbermannorgel.
Derart eingestimmt erfuhren die zahlreichen Zuhörer von Norbert Klein als erstem Redner viel vom beruflichen Leben der Orgelbaufamilie Silbermann. Aus Sachsen stammend, betrieben die Brüder Andreas und Gottfried Silbermann später die Orgelbauerkunst in Straßburg, wo Andreas Silbermann 1701 das Handwerk von seinem älteren Bruder erlernte. Über 40 Orgeln bauten die Brüder, von denen viele in Südbaden, dem Elsass und zwei in der Schweiz stehen. Nach diesem Vortrag gab es eine Welturaufführung: Das Stück „Eröffnung“, von Bezirkskantor Traugott Fünfgeld für Orgel und Posaune arrangiert, bringt zwei Instrumente zusammen, von denen gesagt wird, dass sie nicht zusammenpassen. Dass sie es doch tun, bewiesen eindrucksvoll Fünfgeld, das Posaunenensemble und Martin Groß.
Der in Meißenheim wohnende Elsässer Gerard Menet zeigte dann auf, wie das Dorf zur Silbermannorgel kam.
Enttäuscht in Lichtenau, ging’s nach Straßburg
1766, nach Fertigstellung der Kirche, reisten der Amtsschultheiß Fischer, der Pfarrer Lenz und weitere nach Lichtenau, um bei einem Orgelbauer eine Orgel in Auftrag zu geben. Enttäuscht vom Klang und der Qualität der dortigen Orgeln wandten sie sich nach Straßburg an die Brüder Silbermann. Der Preis des Angebotes war hoch. Doch das Argument von Andreas Silbermann überzeugte: „Sie soll ja auch 100 oder 200 Jahre halten.“ Und das Geld war gut angelegt: Die Orgel hält seit 241 Jahren! Dieser Umstand ist auch der Arbeitsweise der Orgelbaubrüder zu verdanken. Wurden üblicherweise die Orgeln nach Weisung der Baumeister von örtlichen Handwerkern gebaut, bevorzugten die Silbermänner eine Methode, wie sie auch heute noch (oder wieder) zum Beispiel in Allmannsweier in einem völlig anderen Gewerbe – Tunnelbohrmaschinen – verwendet wird: Die Orgeln wurden von den Fachkräften in der Straßburger Werkstatt gebaut, anschließend zerlegt, zur Kirche transportiert, und dort von den Silbermann’schen Fachkräften wieder zusammengebaut. So kam es, dass Ende der 50er-Jahre Albert Schweitzer vor seiner letzten Reise nach Lambaréne in Meißenheim ein Orgelkonzert spielen konnte. „In dir ist Freude“, ein Stück von Bernhard Förster arrangiert, vereinte nach dem Vortrag wieder die Orgel mit Posaunen, ehe Patrick Aichholzer als dritter Redner kam. Der Vorsitzende des Kirchengemeinderates in Gries im Elsass erzählte über die Irrungen der Orgel seiner Heimat.
Ursprünglich von Andreas Silbermann gebaut, wandelte sie sich nach einer ausgedehnten Renovierung zur Orgel eines ganz anderen Baumeisters. Durch Zufall wurde Jahrzehnte später bei einer erneuten Reparatur entdeckt, dass es sich um eine Silbermannorgel handelt. Und sie wurde wieder im Sinne des ursprünglichen Baumeisters hergerichtet. Sie gilt als die letzte der von Silbermann gebauten Orgeln. Es ist die 56. Auch sie erlitt das Schicksal vieler Kircheninstrumente während des Ersten Weltkrieges: Einige ihrer Pfeifen wurden zur Metallgewinnung für Kriegsgerät herausgenommen.
In der Lahrer Stiftskirche steht noch eine Orgel nach Plänen Andreas Silbermanns, die aber nicht von ihm aufgebaut wurde. Man könnte sie also als die 57. Silbermannorgel betrachten. Doch was hat Gries sonst mit Meißenheim zu tun? Friederike Brion hatte einen Bruder, der war einige Jahre Pfarrer in Gries und wurde von ihr während ihrer Zeit in Meißenheim öfters besucht.
Den Abschluss bildete nochmals ein Musikstück und eine mit kräftigem Beifall erwünschte Zugabe durch Martin Groß.
21.11..2017  Badische Zeitung
Die Kulturnacht in der Meißenheimer Festhalle überzeugte mit einer geballten Ladung Musik und Mundart.

MEISSENHEIM. Zu einem Highlight im Rahmen der 750-Jahrfeier ist am Samstag die Kulturnacht in der Festhalle geworden, bei der einheimische Künstler ein reiches Programm geboten haben. Moderator Udo Wäldin führte durch einen unterhaltsamen Abend voller Musik und Mundart.
"Weisch, d’Missner sin andersch – un des isch güed so!" Zu diesem Resümee kam die aus Kürzell stammende Mundart-Autorin Ulrike Derndinger am Schluss ihres augenzwinkernd-humorvollen Beitrags, der auf Wunsch der Organisatoren einen "Blick von außen" auf die Gemeinde Meißenheim werfen sollte. "Güed so!" Mit diesem Eindruck konnten sich gegen Mitternacht dann auch die zahlreichen Gäste nach einem prall mit Kultur und kulinarischen Genüssen gefüllten Abend auf den Heimweg machen und bestätigen, dass man in Meißenheim wirklich "Kultur kann". Und zwar in den unterschiedlichsten Ausführungen.

Zum Beispiel auf dem Gebiet der Musik. Die stand nach den Begrüßungsworten von Bürgermeister Alexander Schröder nämlich an erster Stelle. Eingestimmt hat der Kirchenchor mit einem fröhlichen "Halleluja, wir begrüßen Euch", das eine schöne Verbindung zwischen geistlichem und weltlichem Liedgut darstellt. Auf derselben Linie lag der nächste musikalische Programmpunkt: die gesanglich im Bereich Gospel beheimatete Sängerin Felicitas Klenert und Uwe Bertsch brachten mit ihren fülligen Stimmen zwei Duette aus dem Bereich Pop und Musical zu Gehör und bezauberten damit das Publikum.

Für jede Menge Spaß beim Zuhören sorgten die "Bachstreetboys" Maik Bartowiak, Heiko Heimburger, Eckhard Klotz, Simon Lechleiter und Udo Schnebel. Stilsicher verwandelten sie die "heimliche Meißenheimer Hymne", Goethes "Heideröslein", in jeweils passender Verkleidung und Instrumentierung vom inbrünstig geschmetterten Original über eine Howard-Carpendale-Schnulze und einen flotten Country-Ritt bis hin zum Disco-Kracher. In leicht veränderter Besetzung brachte die Gruppierung "Maik Bartowiak und Freunde" Klangharmonien in Blech ins Spiel und stellte damit klar, dass die klassische Muse mit Stücken von Johann Strauß bis hin zu Jazz ihren Platz im Jubiläums-Programm hat.

Ganz im Gegensatz dazu stand der Auftritt der Gruppe "d’Scholledudler" aus der jüngeren Generation. Mit ihren instrumentalen Interpretationen von Hits der Toten Hosen und der Beatles ließen sie anhand von Smartphone-Apps die modernen, multimedial gestützten Klänge in die Festhalle einziehen. Neben der Musik kam auch das Wort in der Kulturnacht Meißenheim nicht zu kurz. In schönstem Dialekt, eben "Wie de Mißner de Schnawel gwachse isch" unterhielten Tamara Krämer und Marianne Roth mit ihren lustigen "Gschichdle vun friäjer" das Publikum und ernteten damit ebenso begeisterte Lacher wie Bernd Heimburger und René Wilhelm. Das Duo nahm als kauziges Brüderpaar Andres und Schakob Schäfer, genannt "s’Bodde Jockels", Historie und aktuelles Ortsgeschehen auf witzige Art und Weise aufs Korn.

Dem Abend einen würdigen Abschluss verliehen haben nochmals die Bachstreetboys mit ihrem Beitrag "Momentensammler". Durchaus nachdenklich kamen sie dabei in ihrem Rückblick auf das Jubiläumsjahr zur Schlussfolgerung: "Wenn de der Moment gfunde hesch, ischer vorbei." Derart melancholisch angehauchte Gedanken haben sich vielleicht auch die meisten Besucher am Ende des Abends gemacht. Der frenetische Applaus ließ erkennen, dass sie den "Moment Kulturnacht" gerne noch verlängert hätten

Ulrike le Bras
16.10.2017  Badische Zeitung
Die Orgel steht im Mittelpunkt

Ein Konzert der besonderen Art haben Susanne Moßmann und Roland Lopes im Rahmen der Riedwoche und der 750-Jahr-Feier Meißenheims gegeben. Die Organisten spielten bekannte Stücke von Bach, Mendelssohn-Bartholdy und weiteren Komponisten.

Meißenheim. Im Jahr des Meißenheimer Ortsjubiläums haben sich die zwei Organisten in der Meißenheimer Kirche getroffen, um ein besonderes Konzert zu präsentieren. Zustande kam das deutsch-französische Konzert durch Gerard Menet, der ebenfalls in Meißenheim lebt. Der gebürtige Franzose hat im Internet zu Johann Andreas Silbermann recherchiert und ist auf eine interessante Internetseite gestoßen. Dort war die Meißenheimer Orgel aufgeführt, allerdings ohne weitergehende Bilder und Informationen. Daraufhin nahm Menet Kontakt mit den Betreibern der Seite auf und lud diese 2014 zu einer Orgelbesichtigung ein. Bei einem ersten Treffen lernten so Eric Eisenberg und Roland Lopes das Meißenheimer Schmuckstück kennen. Schon bald kam die Idee eines deutsch-französischen Konzerts auf.

Drei Jahre später traf man sich in einem besonderen Jahr zum Konzert der etwas anderen Art. Nicht nur die 750-Jahr-Feier, sondern auch das Luther-Jahr machten das Konzert zu etwas Besonderem. So wurden auch einige Lieder gespielt, die durch Luther geprägt wurden, etwa "Eine feste Burg ist unser Gott" (Bach), "Vater unser im Himmelreich" (Lieselotte Kunkel), "Lobe den Herren" (Johannes Matthias Michel) oder die "Grande fantaisie" von Théophile Stern.

Pfarrer Heinz Adler und Bürgermeister Alexander Schröder, der durch das Programm des Konzertabends führte, freuten sich, die zahlreichen Gäste begrüßen zu können. Insbesondere die Besucher aus dem Elsass wurden in Meißenheim willkommen geheißen.

Anlässlich des besonderen Konzerts hatten sich die Organisatoren etwas überlegt: mit Hilfe des Filmclubs Lahr wurde eine Live-Übertragung in den Kirchenraum projiziert. Hierbei konnten die Besucher den Organisten auf die Finger schauen und beobachten, wie diese über die Tasten und die Füße über die Pedale huschten und tanzten. Die Sonne, die die Kirche in ein besonderes Licht tauchte, behinderte zwar kurzzeitig die Sicht auf die Leinwand, später war jedoch alles gut sichtbar, insbesondere beim letzten Stück, bei dem Moßmann und Lopes gemeinsam in die Tasten griffen.

Bürgermeister Schröder ging in der Moderation nicht nur auf das Jubiläumsjahr, sondern auch auf die Stücke ein. Er beschrieb die Lieder und die einzelnen Passagen, was es dem Zuhörer erleichterte, die Stücke nachzuvollziehen und zu verstehen. Außerdem verriet das Gemeindeoberhaupt, dass die Meißenheimer Silbermannorgel im Jahr 2026 ihr 250-jähriges in der Barockkirche feiert. So beschrieb er auch die Orgel und wie diese gebaut wurde. Aus 13 Registern besteht die Meißenheimer Orgel und kostete damals 1800 Gulden. Weit über den Oberrhein hinaus weckt die "Königin" auf der Empore das Interesse der Orgelkenner. So spielte bereits Albert Schweitzer auf der Orgel und auch andere Organisten greifen heute gerne in die Tasten der Meißenheimer Sehenswürdigkeit.

Nachdem die erste Hälfte des Konzerts durch Susanne Moßmann gestaltet wurde, oblag der zweite Teil dem französischen Gast Roland Lopes. Zum Abschluss spielten beide gemeinsam die Fantasie c-Moll für Orgel zu vier Händen von Adolf Friedrich Hesse. Beim Blick auf die Leinwand konnten die Besucher nur staunen, wie viel Fingerfertigkeit von den beiden Organisten gefordert wurde.

Mit anhaltendem Applaus wurde auch eine Zugabe gefordert und die beiden spielten nochmals eine Passage aus dem gemeinsam gespielten Stück. Zum Abschluss traf man sich im Altarbereich zum Umtrunk mit Orgelwein und Jubiläumssekt. Wer den Abend lieber draußen genießen wollte, hatte die Möglichkeit, im Garten neben der Kirche auf den gelungenen Abend anzustoßen.

  Erstmals urkundlich erwähnt wird das Dorf Meißenheim 1267 im Schenkungsbrief Walter I. von Geroldseck. Zuerst im Besitz der Geroldsecker, ging das Dorf um die Mitte des 14. Jahrhunderts durch die Heirat Elsas von Geroldseck an die Herren von Hattstatt über und wurde am 25. Mai 1464 von Bernhard Wurmser zu Straßburg gekauft.

  Nach mehr als 340 Jahren unter der Herrschaft des Adels der "Wurmser zu Vendenheim", wechselte Meißenheim im Jahr 1805 in den Besitz Badens über. Das Dorf wurde auch immer wieder von kriegerischen Auseinandersetzungen, Not und Elend schwer heimgesucht. Vor allem der 30-jährige Krieg führte zu großen Verlusten in der Bevölkerung.

  Katastrophale Schäden in der Landwirtschaft verursachten auch die zahlreichen Hochwasser des damals noch wilden Rheins. Erst mit der Rheinkorrektur im Jahr 1876 konnte dem ständigen Kampf gegen das Hochwasser ein Ende gesetzt werden

Jasmin Lehman
09.08..2017, Lahrer Zeitung
Fröhliches Fest der Begegnung

Ein Fest der Begegnung und Freundschaft feierten Gäste von beiden Seiten des Rheins am Samstag rund um die idyllische Bachpromenade in Meißenheim.

Am Samstagabend wurde in Meißenheim das Bachpromenadenfest gefeiert – dieses Jahr zusammen mit dem Vis-à-Vis-Fest. Unter den vielen Gästen waren auch Besucher von der anderen Rheinseite. Auf dem ans Festgelände angrenzenden Wohnmobil-Platz waren viele Camper gekommen und feierten gerne mit.

Pagodenzelte
Auf der idyllischen Bachpromenade waren Pagodenzelte aufgebaut, wo die Vereine die Besucher bewirteten. Das Programm begann am Nachmittag mit dem Kinderfest. Bei herrlichem Sommerwetter konnten sich die Kinder auf der Hüpfburg, im Kinderkarussel, bei Alpaka-Wanderungen, einem Luftballonwettbewerb und vielen Spiel- und Bastelstationen vergnügen. Die Jugendfeuerwehr Meißenheim präsentierte sich bei einer Schauübung. Und Entertainer Tobias Gnacke nahm mit seinem neuen Kinderprogramm die Besucher mit auf eine Weltreise, wobei er die Kinder immer wieder ins Programm einbezog.

Musik und Tanz
Auf der großen Festbühne sorgten die »Schollehock­bloser« vom Musikverein Meißenheim für Unterhaltung. Die Gruppe »K-Danse« aus Gerstheim war mit ihren Kostümen eine Augenweide. Dazu kam eine flotte Can Can Gruppe. Blasmusik vom Feinsten bot die Musikkapelle Meistratzheim (Elsass). Die neu gegründete Tanzgruppe der Feuerwehr Meißenheim hatte ebenfalls mehrere Auftritte, und ihre Trachten, gepaart mit Trachtenträgerinnen der Landfrauen, war sehr schön anzusehen.

Gerd Birsner brachte mit seinem Partner Charly von Thorn fetzige Stimmung auf die Festbühne. Zu vorgerückter Stunde zog der Fanfarenzug Meißenheim-Ichenheim mit lautem Tamtam und unter Fackelbegleitung auf den Festplatz ein und unterhielt auf der Festbühne das Publikum. Die Kultgruppe Ridewanz aus Neuried spielte an verschiedenen Stationen auf dem Festplatz – stets umlagert von vielen Zuhörern. Mit ihren traditionellen Instrumenten und altertümlichen Kleidern waren sie ein echter Hingucker. Am Rande war ein neu ausgestatteter SWEG-Bus aufgebaut, an dem man sich über die Fahrten ins Elsass informieren konnte.

Bürgermeister half beim Bier zapfen
Bürgermeister Alexander Schröder half kräftig beim Bier zapfen und beim Bedienen der vielen Gäste.  Auch Lahrs OB Wolfgang G. Müller fühlte sich mit seiner Gattin sehr wohl auf dem heimeligen Fest.

Feuerwerk am späten Abend
Zu vorgerückter Stunde wurde noch ein prächtiges Feuerwerk über der herrlich beleuchteten Bachpromenade gezündet. Kein Wunder, dass viele Gäste eigentlich überhaupt nicht mehr nach Hause wollten – auch weil die angenehmen Temperaturen auch am späten Abend noch zum Verweilen einluden.


Autor:
Hans Spengler
17.07.2017 Lahrer Anzeiger
Radfahrer werden mit Sekt und Wein belohnt

Meißenheim (jle). Mehr 300 Genussradler sind am Sonntag durch Meißenheim
gefahren und haben an verschiedenen Stationen halt gemacht. Das erste
Genussradeln im Rahmen des 750-Jahr-Jubiläums von Meißenheim war ein
voller Erfolg.
In sechs Gruppen zu jeweils rund 50 Personen ging es mit zwei Guides auf
Tour. Auch Kinder waren bei der Radtour dabei und ließen sich gemeinsam mit
den anderen Radlern die Leckereien an den verschiedenen Stationen
schmecken. Belohnt wurden die Teilnehmer mit der schönen Landschaft rund
um Meißenheim. Auch Radler aus Kürzell und den umliegenden Gemeinden
nahmen teil.
An der ersten Station wurde von den Turnerfrauen ein deftiger Gugelhupf und
ein Jubiläumssekt kredenzt. Die Radler waren unter anderem mit ihrer
Teilnehmerkarte und einem Jubiläumsglas ausgestattet. An der zweiten Station
wurde beim Windsurfclub in herrlicher Kulisse halt gemacht und eine "Missner
Bollesupp" genossen. Dazu wurde ein Müller-Thurgau angeboten. Angesichts
der heißen Temperaturen war auch das Mineralwasser, das kostenlos zur
Verfügung stand eine willkommene Abkühlung.
Dritte Station war beim Förderverein der Feuerwehr. In einheitlichen
Jubiläums-Shirts verköstigte der Förderverein die Radler mit Wildgulasch,
Spätzle und Preiselbeeren. Begleitet wurde die Speise von einem
Schwarzriesling. Besonders willkommen waren die Pausen in den schattigen
und kühlen Stationen. Vom Gerätehaus aus ging die Tour weiter zu den
Skifreunden, die in der Lagerhalle vom Bauernhof Santo eine Käsevariation mit
Grauburgunder servierten.
Abschluss war ein Halt beim Anglerheim wo es neben einem Spätburgunder
Weißherbst auch einen "Süßen Gruß im Glas" gab. Anschließend wurden die
Teilnehmer und die restliche Bevölkerung zur Sporthalle eingeladen, wo der
HTV ebenfalls mit einigen Speisen und kühlen Getränken wartete. Später sorgte
die Musikgruppe "Stimmband" mit Flüsterrock für die musikalische
Unterhaltung. Die Helfer hatten alle Hände voll zu tun. Schließlich galt es, nach
jeder Gruppe die Station wieder auf Vordermann zu bringen, um für die
nächste Gruppe gewappnet zu sein. Zwar gab es Begegnung an den Stationen,
da manche Gruppen schneller waren als andere. Die Helfer wussten diese
zeitlichen Engpässe jedoch gut zu bewältigen.
Hin und wieder ließen sich auch die Brüder "s‘ Bodde Joggels" blicken, die
bereits beim Neujahrsempfang einen Auftritt hatten. Bürgermeister Alexander
Schröder spielte eine Auswanderer-Szene nach und scherzhaft sagten einige
Teilnehmer der 26 Kilometer umfassenden Radtour zum Stellvertreter Heinz
Schlecht, dass wohl er ab dato übernehmen müsste. Aus dem Genussradeln
sollen erste Erkenntnisse gezogen werden und laut Bürgermeisterstellvertreter
Schlecht ist nicht ausgeschlossen, dass es derartige Veranstaltungen in Zukunft
wieder geben wird.

Jasmin Lehman
30.05.2017, Lahrer Zeitung
Jubiläumsdorf Meißenheim feiert besonders in den Mai

Maibaum-Umzug, Tanz in den Mai, Mai-Grillfest: Anlässlich des Jubiläums 750 legte sich Meißenheim zwei Tage mächtig ins Zeug, um Bürgern und Besuchern etwas zu bieten.

02.05.2017
Da waren nicht nur die Meißenheimer auf den Beinen. Gerade am Sonntag lockte das besondere Mai-Spektakel im Jubiläumsdorf auch Gäste aus anderen Gemeinden an. 750 Jahre – das war den Meißenheimern einen ganz besonderen Tanz in den Mai wert. Eine Tradition lebte auf, eine andere wurde am nächsten Tag fortgeführt.

Feuerwehr und Landfrauen hatten den Sonntag federführend organisiert. Und sie hatten ganz schön was auf die Festbeine gestellt. Ein Maibaum sollte nicht nur aufgestellt, sondern in einem feierlichen Umzug an seinen Bestimmungsort gebracht werden. Die Fichte, die bis Anfang vergangener Woche noch im Friesenheimer Wald gestanden hatte, wurde in der Reithalle von den Feuerwehr-Frauen und den Landfrauen würdig geschmückt und mit einem Festkranz versehen.

Lothar Bachmeier holte den Maibaum abends ab. In Höhe der Meißenheimer Mühle formierte sich der Umzug mit Fanfarenzug der Feuerwehr Meißenheim mit dem Spielmannszug Ichenheim, Musikverein Meißenheim, Reit-, Renn- und Fahrverein Meißenheim mit Pferden und Kutschen, Landfrauen in originaler Tracht, einer jugendlichen Tanzgruppe um Bettina Lohrer und Helga Reith, das Gesamtfestkomitee des Jubiläumsjahres in alter Tracht und nicht zuletzt 20 Zimmermännern. In den beiden Kutschen saßen Bürgermeister Alexander Schröder, der frühere Hauptamtsleiter Willi Wagner, Pfarrer Heinz Adler und die ältesten Bürger Georg Kleis (96) und Hedwig Kettenbach (97).

Tanzen in Tracht

Viele Gäste säumten die Umzugsstrecke. An der Kreuzbrücke wurde der Maibaum durch die Zimmermänner aufgestellt. Als er sich stolz in den blauen Abendhimmel streckte, gab es Tänze rund um ihn von jungen Leuten, die in der Meißenheimer Jugendtracht steckten. Die Musikkapelle spielte einige Stücke und schließlich strömte das Festvolk in den Rathaushof, um sich zu stärken. Da herrschte ein ganz schöner Ansturm auf Küche und Theke.
Schließlich begann der eigentliche Tanz in den Mai, der den zweiten Höhepunkt dieses Tages bildete. Die »Kranzlers« sorgten mit ihrer Musik dafür, dass es vielen mächtig in den Tanzbeinen juckte. Es war ein richtiges schönes Fest, das sich weit in die Nacht hineinzog. Friedlich und fröhlich

Am 1. Mai gestern, Montag, gab es dann das Grillfest der Feuerwehr Meißenheim – wie seit über vier Jahrzehnten. Doch im Gegensatz zum Sonntag mit seiner Sonne hingen graue Wolken über dem Jubiläumsort. Aber im großen Festzelt und dem Feuerwehr-Gerätehaus wollte sich niemand die Laune vermiesen lassen. Viele verlegten ihr Mittagessen in den Rathaushof, so dass auch der zweite Festtag friedlich und fröhlich über die Bühne ging.

Hans Spengler
Lahrer Anzeiger, 2. Mai 2017






Tradition und Moderne wollen die Veranstalter beim Maibaumfest in Meißenheim verbinden. Es steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des Ortsjubiläums und wartet mit einigen Besonderheiten auf.

Meißenheim. Reges Treiben herrschte am Samstag im Feuerwehrhaus. Die Wehrmänner hatten alle Hände voll zu tun, die Räumlichkeiten für den Tanz in den Mai auf Vordermann zu bringen. Vorab soll am Sonntag der Maibaum am "Schiffbecke-Eck" gestellt werden. Das Gerätehaus wurde ausgeräumt, der Boden feinsäuberlich gereinigt, die Bar bereits vorbereitet. Am Sonntag, 30. April, wird nach dem Maibaumstellen bei der Wehr zum Tanz in den Mai eingeladen.

Die Vorbereitungen und Planungen für das Fest laufen seit rund einem Jahr – immer wieder gab es etwas zu tun. Besonders dankbar sind Feuerwehr und Organisationsteam für die Hilfe des Bauhofs, der auch mit anpackte. Der Abend des 30. Aprils stehe ganz im Zeichen der Verbindung, Tradition mit der Moderne. Ab 18 Uhr soll der Maibaum mit einem Umzug von der Mühlstraße über die Hirtenstraße zum "Schiffbecke-Eck" gebracht werden. Begleitet wird der Umzug von den Landfrauen, dem Musikverein und dem Fanfarenzug. In einer pferdefreundlichen Gemeinde darf auch der Bezug zu Pferden nicht fehlen – so wird eine Reitergruppe des Reit-, Renn- und Fahrvereins dabei sein.

Der von den Landfrauen geschmückte Maibaum wird durch rund 20 Zimmersleute begleitet, die sich auch um das Aufstellen des Baumes kümmern. Während der Aufstellung wird der Musikverein aufspielen, danach wird eine Tanzgruppe um den Maibaum tanzen. Die alte Tradition soll im Rahmen der 750-Jahr-Feier den Zusammenhalt stärken und den Dorfmittelpunkt in den Fokus rücken. Nach dem Aufstellen wird ins Festzelt bei der Feuerwehr geladen. Dort wird der Musikverein ein Platzkonzert geben, ehe zur späteren Stunde die Kranzlers aus Willstätt aufspielen.

Kinderkarussell rundet Angebot am Sonntag ab

Das Organisationskomitee, bestehend aus Michael Heimburger, Dominik Kässinger von der Feuerwehr, sowie Hildegard Kern und Helga Reith, ist sich einig dass es ein Fest für alle Generationen werden soll. "Es soll ein kultiges Revival werden", sagte Heimburger. Auch die Musiker werden mit einem breiten Repertoire aufgestellt sein. Für das leibliche Wohl wird ebenfalls gesorgt sein. Am Tanzabend werden Grillsteaks mit Holzofenbrot und Wurstsalat angeboten. Theo Hahn wird mit einer Schießbude und einem Kinderkarussell vor Ort sein.

Seit mehr als 40 Jahren lädt die Wehr zum Mai-Fest ein. In den Anfangsjahren fand es noch in der Festhalle, danach an der Schollenhütte statt. Seit vergangenem Jahr lädt die Feuerwehr am Feiertag wegen des unbeständigen Wetters an das Gerätehaus ein. Auch hier werden die bekannten Grillsteaks mit Holzofenbrot und weitere Leckereien vom Grill angeboten. Ab 10.30 Uhr geht es am Montag los.

Meißenheim feiert mit verschiedenen Veranstaltungen über das ganze Jahr verteilt seinen 750. Geburtstag. Auftakt war der Neujahrsempfang im Januar. Nach dem Tanz in den Mai stehen unter anderem am Sonntag, 28. Mai, das Genussradeln rund um Meißenheim, im Juli ein Familienfest, im Oktober eine Kulturnacht und im November der Weihnachtsmarkt an. Das ganze Jahr über läuft außerdem ein Fotowettbewerb und auch ein Jubiläumsfilm wird gedreht.


Jasmin Lehmann
Lahrer Zeitung
26.04.2017





Einen lehrreichen Streifzug durch die Vergangenheit Meißenheims hat es am Freitagabend im Eventhaus Sonne gegeben. „Geschichte am Stammtisch“ hieß die Veranstaltung, die im Rahmen des Jubiläumsjahres 750 Jahre Meißenheim angeboten wurde. Bürgermeister Alexander Schröder half tatkräftig mit, noch mehr Stühle für die zahlreich herannahenden Besucher aufzustellen.
Er freue sich über das große Interesse, betonte der Bürgermeister in seiner Begrüßung. Mit Werner Stielau vom Heimat- und Kulturverein habe man den profundesten Kenner der geschichtlichen Zusammenhänge des Dorfes. Und daran, dass Stielau ein Fachmann und in jeder geschichtlichen Epoche sattelfest ist, gab es nach dem ausführlichen Vortrag keinen Zweifel. So wurden die Zuhörer mitgenommen in die Zeit, als Meißenheim als Lehen des Straßburger Fürstbischofs von den Geroldseckern beherrscht wurde. Elsa von Geroldseck erhielt dann Meißenheim durch eine Teilungsurkunde. Und als Elsa einen Ritter Eppe aus Hattstatt im Elsass heiratete, ging es in den Besitz der Adligen von Hattstatt über. Stielau besuchte bei seinen Recherchen auch Hattstatt – „eine super Weinlage, dort gibt es hervorragenden Riesling“. Danach war Meißenheim im Besitz Rathsamhausens, den wohl mächtigsten und reichsten Grundherren des Dorfes. Allerdings war diese Ära auch die kürzeste. Sie währte nur 28 Jahre. „Dann haben sie wohl wieder Geld gebraucht“ mutmaßt Stielau, denn sie verkauften das Dorf für 1400 Florentiner an Bernhard Wurmser zu Straßburg. Seine Grabesplatte von 1542 ist in die jetzige Kirche integriert.
Wer das Sippenbuch studiert, findet viele Einträge, dass eine ganze Schar Meißenheimer im „Wurmserischen Freikorps“ gedient haben. Stielau hat einen Faible für Landkarten: „Landkarten zeichnen die Wirklichkeit ab, wie sie damals war.“ Und man könne erkennen, was sich verändert hat. Über Marie Antoinettes Brautzug nach Frankreich, die Französische Revolution, den 30-jährigen Krieg und den Ersten Weltkrieg landen die Zuhörer schließlich in der Steinzeit. Ein Bronzegriffschwert von 1400 vor Christus wurde in Meißenheim gefunden. Der Fundort ist in Karten verzeichnet, aber wo ist das Schwert heute? Stielau konnte es trotz intensiver Recherche nicht herausfinden; er vermutet, es ist in Privatbesitz.
Im zweiten Teil des Abends zeigte Stielau alte und neue Fotos des Dorfes. Hier wurde es für die Zuhörer besonders interessant. Auf alten Bildern zum Beispiel von einer Gruppe in Meißenheimer Tracht bei der Herbstmesse 1954, einem Ausflug nach Waldkirch 1935 oder den Heimattagen 1969 wurden Verwandte und Bekannte entdeckt. Oft fragte Stielau ins Publikum: „Und das ist doch dein Urgroßvater? Stimmt’s?“ Und bekam zustimmendes Gemurmel aus dem Saal. Norbert Huser hat viele Fotos zur Verfügung gestellt. Auch eines von seiner eigenen Hochzeit. „Da ist der Pfarrer“, erklärt Stielau „Wie hieß er nochmal?“ Kurzes Gemurmel im Publikum, „Traugott Jäger“ kam es dann entschlossen.
Aber auch Bilder von Straßen waren interessant. Welche Häuser noch stehen, wer dort gewohnt hat und welche Handwerksbetriebe ansässig waren. Zum Beispiel gibt es in der Kirchstraße zwei Fachwerkhäuser, die noch erhalten sind. „Was wäre so ein Dorf ohne die schönen Fachwerkhäuser,“ findet Stielau.
Badische Zeitung
Text: Susanne Fleckenstein
Bild: Heidi Fössel

Veröffentlicht auf Nachrichten der Ortenau ­ Offenburger Tageblatt (http://www.bo.de)

750 Jahre Meißenheim: Start mit Neujahrsempfang
Das Jubiläum ist eröffnet: Im Rahmen des Neujahrsempfangs blickte am Freitag Meißenheim auch auf 750
Jahre zurück. Zwei Stunden »Geschichtsunterricht«, moderiert vom Bürgermeister und zwei »Missner
Originalen«.
30.01.2017
Gut zwei Stunden mussten die Gäste auszuharren, bis am Freitagabend die ersten Sektgläser beim
Neujahrsempfang der Gemeinde Meißenheim klirrten. Der Grund war aber keine sich hinziehende
Sportlerehrung, sondern der mit dem Empfang verknüpfte Startschuss zur 750­Jahrfeier von Meißenheim.
Die Ehrung von Sportlern, Musikern und sonstigen Bürgern mit besonderen Leistung wurde in diesem Jahr
ausgegliedert. Stattdessen nahm in der Festhalle das Dorfjubiläum breiten Raum ein. Der geschichtliche
Streifzug war allerdings überaus abwechslungsreich, dass über die beiden Stunden.
Doch bevor Meißenheim weit zurückblickte, galt die Aufmerksamkeit der Neuzeit, das alte Jahr ließ
Bürgermeister Alexander Schröder Revue passieren und er blickte auf kommende Aufgaben und Ziele. 2016
brachte vor allem viele Bauarbeiten hervor, wozu unter anderem die Sanierung der L 104, der Radweg bei
Kürzell und Arbeiten am Mühlbach gehörten. Zudem wurde der ganze Ort umgegraben. Das schnelle
Internet hielt endlich im Verbund mit der Firma Inexio Einzug in die Gemeinde. »Ein Quantensprung«,
urteilte Schröder.
»Ufo«­Einzug im März
Eine ganz andere Herausforderung stellen die Flüchtlinge da. Bis zu 120 Menschen gelte es zu versorgen und
zu integrieren. In Meißenheim konnte auch mit etwas Besonderem im kulturellen Bereich aufwarten. Das
ehemalige Fuchs­Verwaltungsgebäude, das »Ufo« , zog Fernsehleute an. Ein neuer Tatort wurde in dem
architektonisch – zumindest in Meißenheim – gewaltig aus der Reihe fallenden Gebäude gedreht. Demnächst
kehrt hier Verwaltungsleben ein. Die neuen Wände sind eingebaut, die Möbel bestellt. Im März werden sie
geliefert, so dass die Verwaltung in den kommenden Wochen in das neue Rathaus umziehen kann. »250
Jahre nach dem Bau unserer schönen Barockkirche haben wir ein weiteres markantes Markenzeichen«, sagte
Schröder. Das neue Rathaus liege zwar nicht in der Ortsmitte, aber 600 Meter Luftlinie zum bisherigen
Verwaltungssitz seien auch nicht die Welt.
In unmittelbarer Nähe zum »Ufo« entwickelt sich ein neues Baugebiet. Zirka 30 der 41 Bauplätze seien im
Gebiet »Hellersgrund Teil C« verkauft oder reserviert. Noch in diesem Jahr könne mit den ersten Häusern
begonnen werden. Ein großes Lob zollte Schröder Kürzells Ortsvorsteher Hugo Wingert und seinem
Helferteam, die sich vorbildlich in die Sanierung der Sporthalle Kürzell eingebracht haben. Arbeiten stehen
nun aber auch in den beiden Hallen in Meißenheim an. Was 2016 nicht gelungen ist, sei der Lückenschluss
beim Lärmschutzwall. Dafür sollen nun 2017 die Weichen gestellt werden.
Im Wechsel
Der wesentlich längere 750­Jahre­Teil begann mit der »Wiedergeburt« zweier Dorfgrößen, in der
Umgangssprache »s'Bodde Joggls« genannt. Andreas und Jakob Schäfer waren zwei ungleiche Brüder, die
gemeinsam lebten und alt wurden. Die Originale starben übrigens 1941 im Abstand von nur wenigen
Monaten. Es begann ein Wechselspiel zwischen den beiden Brüdern, Bürgermeister Alexander Schröder, der
höchstpersönlich den »Reiseführer« durch die 750 Jahre Geschichte und darüber hinaus spielte, sowie
30.1.2017 750 Jahre Meißenheim: Start mit Neujahrsempfang
http://www.bo.de/print/631693 2/2
zahlreichen Akteuren, die unter anderem Walter von Geroldseck, den Totengräber Andreas Hockenjos, der
an Meißenheims berühmte Tochter Frierike Brion, Goethes Jugendliebe, erinnerte, und den Urwald­Doktor
und Kirchenmusiker Albert Schweizer in kurzen Sequenzen aufleben ließen. Genial war sicherlich der
eingespielte Film mit Kantor Frank Spengler an der berühmten Silbermann­Orgel und hinter ihm stehend
Schweizer, der einst selbst darauf gespielt hatte, verkörpert von Pfarrer Heinz Adler. Ein Hingucker und
Ohrenschmaus dazu war auch die Gesangseinlage von Diersheim früheren Ortsvorsteher und MundartLiedermacher
Gerd Birsner, der musikalisch noch einmal den legendären Entenköpfer vorbeirauschen ließ.
Er ließ zum Ende der geschichtlichen Rückschau den »Badischen Himmel« mit seiner »Klampfe« über der
Halle aufgehen.

Autor: Wolfgang Schätzle
Lahrer Anzeiger
Nächstes Jahr wird das große Jahr von Meißenheim. Das Rieddorf feiert Jubiläum. 750 Jahre sollen würdig in Szene gesetzt werden. Der Lahrer Anzeiger begleitet das Jahr mit seiner Serie »Ich bin Meißenheim« und wirft zum Auftakt auch einen Blick in die Geschichte des Ortes.
Was schon 750 Jahre besteht, hat natürlich einige Aufs und Abs erlebt. Meißenheim macht da keine Ausnahme. Als der Rhein noch wild war und nicht gezähmt in seinem Bett floss, stieg er oftmals über seine Grenzen und machte sich in den Häusern breit. Hab und Gut, Leib und Leben wurden aber auch durch Menschen bedroht. Kriege, wie zuletzt der Zweite Weltkrieg, machten auch vor Meißenheim nicht Halt.  
Menschen finden sich in der Gegend von Meißenheim schon länger als 750 Jahre. Erste Spuren weisen auf die Jungsteinzeit vor rund 5000 Jahren hin. Gefundene Steinbeile, Pfeilspitzen und Feuersteine in den Gewannen »Hub« und »Höfel« nordöstlich des Dorfs lassen auf die sogenannte Bandkeramiker als erste Bauern schließen. Das »Heidengrab« steht für die Hallstatt- und Latènezeit. Große Bedeutung für die Geschichte von Meißenheim hat ein Bronzeschwert-Fund, das vermutlich aus einem Einzelgrab der Hügelgräberbronzezeit von 1600 bis 1200 vor Christus stammt.  Als Vorfahren können die Römer, die Alemannen und Franken (Merowinger) genannt werden. Reihengräber von ihnen kamen im Oberried bei Bauarbeiten zum Vorschein.
Erstmals urkundlich erwähnt wird Meißenheim 1267. Das ist ja auch das Datum, das für die Jubiläumsfeier zählt. Das Dorf taucht im Schenkungsbrief von Walter I. von Geroldseck auf. Mitte des 14. Jahrhundert heiratete Elsa von Geroldseck – Meißenheim fiel an die Herren von Hattstatt. Am 25. Mai 1464 kaufte Bernhard Wurmser aus Straßburg den Ort. Nach 340 Jahren unter der Herrschaft des Adels der »Wurmser aus Vendenheim« ging das Dorf 1805 in den Besitz Badens über. 850 Menschen lebten damals in Meißenheim.
»Allerliebster Stern«
Da war die Liebe von Johann Wolfgang von Goethe zu Friederike Brion längst Geschichte. 1770 traf der Dichterfürst die schöne Pfarrerstochter in Sessenheim – und war hingerissen: »Da ging fürwahr an diesem ländlichen Himmel ein allerliebster Stern auf. Schlank und leicht, als wenn sie nichts an sich zu tragen hätte, schritt sie, und beinahe schien für die gewaltigen blonden Zöpfe des niedlichen Köpfchens der Hals zu zart. Aus heiteren blauen Augen blickte sie sehr deutlich umher, und das artige Stumpfnäschen forschte so frei in die Luft, als wenn es in der Welt keine Sorge geben könnte.« Die Liebe sollte nicht lange halten. Später zog Friederike Brion nach Meißenheim und wurde nach ihrem Tod am 3. April 1813 hier auf dem Friedhof begraben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg krempelten die Menschen die Ärmel hoch und bauten alles wieder auf. Auch wirtschaftlich ging es nach oben. Das Rathaus wurde neu gebaut, ebenso die Festhalle und die Schule modernisiert. Tabak war über Jahrzehnte eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen.
Die Barockkirche, die derzeit noch in ihrem 250. Jahr ist, ist eine Sehenswürdigkeit. Zu den besonderen Schmuckstücken im Inneren zählen die Kanzel, der Altar und natürlich die Orgel, die von Johann Andreas Silbermann erbaut wurde. In diesem Jahr hat die »Königin« eine »Prinzessin« bekommen, ein Orgelpositiv.
Wer es lieber tierisch mag: Meißenheim wurde schon als »pferdefreundliche Gemeinde« ausgezeichnet. Aber auch für seinen großartigen Handballverein ist der kleine Ort bekannt. Ebenso im Motorrad-sport und in der Leichtathletik haben Meißenheimer Sportler Meistertitel bis hin zum Weltmeister vorzuweisen.
Autor:
Hans Spengler
Bild und Text:
Lahrer Anzeiger 16. Dezemmber 2016
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